Meine Lieben,
ich reise nun von Probolingo, wo man ich den Vulcan Bromo besichtigen wollte (der aber im Regensturm versteckt blieb), weiter zum Ziel meiner Reise, die Insel Bali.
Dazu fahre ich zum letzten Mal mit der staatlichen indonesischen Eisenbahn – diesmal nur 4 1/2 Stunden, aber dafür mitten in der Nacht- Abfahrt 01.30 Uhr, Ankunft gegen sechs Uhr morgens, gerade richtig für die erste Fähre nach Bali, die nur 5 Minuten Fußweg vom Endbahnhof ablegt, und die ich auch erreicht habe!
Das Bahnfahren auf Java hat mir als Bahnfan sehr viel Spaß gemacht, und war einer der Höhepunkte meiner Java-Reise! Ich fand es mega bequem (wobei ich als 50jähriger Herr auch dreimal die höchste der drei Klassen gebucht hatte, „Eksekutif“)
…und ich habe mich jetzt die ganze Zeit gefragt, wie ich das javanesische (auf Bali gibt es leider keine Gleise 🙁 ) Bahnnetz beschreiben kann…
Ich würde fast sagen: Man kann es sich am ehesten vorstellen wie die Bahnstrecken in Deutschland zur Kaiserzeit, nämlich:
Erstmal geht es recht formal zu: Es gibt auch in den billigen Klassen ausschließlich personalisierte Tickets für konkrete Sitze, über deren Belegung der Zugchef – eine echte Respektsperson…
…auch sehr genau Bescheid weiß, denn er muss keine Fahrkarten kontrollieren – das wird bereits beim Betreten des Bahnsteiges gemacht, wo man seinen zuvor selbst ausgedruckten Boarding Pass und seinen Ausweis zeigen muss, was auch bei allen Fahrgästen abgeglichen wird – wie halt im Flugzeug, da läuft ja auch kein Schaffner mehr rum.
Das Netz ist natürlich nicht mit modernen Bahnnetzen in der Schweiz, in Frankreich oder teilweise in Deutschland zu vergleichen – zumindest meine Strecken waren eingleisig, nicht elektrifiziert und oft von Straßen überquert, so dass der Zug vielleicht 60, 70, 80 km / h schafft.
Für diese recht gemächliche Fahrt wird allerdings an Bord alles getan, um sie so komfortabel wie möglich zu machen. Es gibt nicht nur den Zugchef, sondern auch einen Sicherheitsmann in beeindruckender Uniform, der nach jedem Halt durch den Zug patrolliert, mehrere Müll-Beauftragte mit einem T-Shirt „On Trip Cleaning“ sowie verschiedene, ebenfalls schick gekleidete Teams, die Essen, Getränke und (bei mir in der Business-Class) Kissen und Decken verteilen.
Wenn der Zug die Richtung wechselt, so werden vom Serviceteam die Sitze gedreht, so dass immer alle in Fahrtrichtung schauen:
Die Bahnhöfe sind relativ dicht aneinander (man fährt vielleicht maximal 15 bis 20 Minuten zwischen zwei Stationen) und in Top-Zustand: Jede Wand frisch geweißt, jeder Zentimeter Boden gewienert bis man sich darin spiegelt, und überall Personal für die Aufsicht, Reinigung oder das Koffertragen:
Auf einem der Bahnhöfe standen allein fünf mal zwei Leute mit einer tragbaren Treppe, um die Leute aus dem Zug zu lassen, dessen Türen leider 60 cm über dem Bahnsteig begannen (da fragt man sich dann doch, ob man jedes Problem mit mehr Personal lösen sollte)…
Ach ja: Und alle meine Züge waren pünktlich! Auf die Minute! Hier in Indonesien gibt es sie noch, die deutschen Tugenden…
Aber jetzt bin ich am Ziel, schnell für ca. 1 € ein Ticket gekauft…
… und rüber nach Bali!!! Hier ein Video: https://1drv.ms/v/s!Akx6bJI1wzHfrvUm4WCQWs6pT1MRYg?e=e90c3P
Lieber Hagen,
weiterhin eine gute Reise!
Ich bin gespannt, was du über Bali schreibst.
Ein befreundetes Künstlerehepaar hat vor ca. 30 Jahren dort ein Sabbatical von 6 Monaten verbracht.
Liebe Grüße
Ella
Spoiler: Am Ende nicht so schön wie Thailand 🙂