Es ist zu laut: Rai Leh

Meine Lieben,

ich hatte schon ganz am Anfang meiner Reise auf der paradiesischen Insel Ko Chang das Gefühl, dass ich diesen Ort wahrscheinlich während der nächsten Monate gar nicht mehr toppen kann, und bislang lag ich damit richtig, denn ich bin – zwischenzeitlich wieder am Meer – erneut an einem Ort gelandet, den ich niemandem empfehlen kann, und wo ich nicht noch einmal hinfahren werde.

Es handelt sich um die Halbinsel Rai Leh südlich des Touristenzentrums Krabi, eigentlich ein herrlicher Ort mit langem und breitem Sandstrand, der von beeindruckenden, subtropisch bewachsenen Karstfelsen (wie schon im Nationalpark!) umrandet wird – eine so schöne und außergewöhnliche Topografie, dass Microsoft sie einen Tag lang als Startbildschirm hatte, weshalb ich den Ort überhaupt kenne.

Rai Leh West
Schönes Panorama und praktisch gekleideter Einheimischer bei der Ankunft
Ebenfalls bei der Ankunft am Pier – wie ihr seht, gibt es in Süd-Thailand eine große muslimische Minderheit, die dann ab der Grenze zu Malaysia zur Mehrheit wird.

Ich könnte mir vorstellen, dass dies hier in den 60er Jahren, als während des Vietnam-Krieges amerikanische Soldaten großflächig Thailand besuchten, um sich von der Front zu erholen, und damit den Grundstein für den heutigen Tourismus in Thailand legten, ein paradiesischer Ort war – der Strand! Die Felsen! Der idyllische, kleine Streifen Land zwischen den beiden Küstenlinien!

Leider sind die 60er Jahre nun schon ein wenig her, und die Schönheit des Ortes hat sich herumgesprochen bis in den letzten Winkel der Welt, so dass entsprechend viele Touristen herkommen, um ihn sich anzusehen.

Aus diesem Grund ist hier jede bebaubare Fläche auf der engen Landzunge auch bereits bebaut mit touristischer Infrastruktur, genug, um Tausende von Touristen zu beherbergen…

Auch die Hänge sind komplett bebaut, z.b. hier mit meinem Ressort; daher ist zumindest die Aussicht gut
106 Stufen führen nach oben, alle unterschiedlich hoch, teilweise 40 cm – puh! Und das mit Gepäck!
Deswegen gibt es zwischendurch motivierende Schilder

…aber leider noch nicht mal mit richtigen Supermärkten oder Drogerien, die ich nach fast drei Wochen mal gebraucht hätte, sondern wieder nur mit den üblichen Touristenbedarf-Läden, Reisebüros (dabei kann man meist alle Touren auch bei seiner eigenen Rezeption buchen) Pizzerien, Bars, Thaimassage-Salons und (seit letztem Jahr) Weed-Shops.

Es gibt hier, anders als vor den Toren des Nationalparks, noch nicht mal authentische Gar-Küchen oder überhaupt irgendwas spezifisch Thailändisches, dafür viel Party-Infrastruktur…

Es ist also wieder so ein Nicht-Ort, sicher nicht hässlicher, aber eigentlich sogar noch schlimmer als das genannte Touristendorf, wo ich vorher war, denn:

Dass hier viel Tourismus ist, hatte ich bereits erwartet, und daher von Anfang an nur drei Nächte gebucht; ich wollte mir einfach mal in Ruhe die Felsformationen ansehen, egal wie viel Trubel hier um mich ist.. Was ich jedoch nicht auf dem Schirm hatte: Die von den hohen Felsen umgebene, schmale Halbinsel ist nur über Wasser erreichbar!

Dies bedeutet, dass all die zahlreichen Touristen, die Arbeitskräfte sowie die für die Versorgung notwendigen Güter ausschließlich über Wasser nach Rai Leh kommen können – mit den typischen thailändischen „Long Tail Boats“, mit dem ich auch gekommen bin, und welche im Minutentakt an- und ablegen. Diese Boote haben einen sehr, sehr lauten Dieselmotor, so dass man hier Tag und Nacht einem Geräuschpegel ausgesetzt ist, als würde man Rasen mähen – und das häufiger, als in Frankfurt Flugzeuge starten oder landen!

So zerstören die Touristen (denn niemand anderes heuert diese Boote an!) selber das Paradies, was sie eigentlich suchen.

Ich habe nichts gegen Tourismus, ich bin ja selber Tourist – aber mit diesen lauten Booten macht es einfach keinen Spaß! Hier müsste ganz dringend umgestellt werden auf Solarboot mit Elektromotor, ich bin sehr gespannt ob und wann sich das durchsetzt, denn nur dann könnte ich diesen Ort überhaupt jemanden empfehlen.

Man sieht hier bei mir auf der Ostseite der Halbinsel noch nicht mal den Sonnenuntergang…
Und zum ersten Mal seit meiner Ankunft in Thailand sind hier die Moskitos so richtig über mich hergefallen! 🙁

Die einzigen positiven Punkte, die ich über Rai Leh sagen kann, sind:

1. Meine Unterkunft – ein (bis auf die Säulen und die Nasszelle) ausschließlich aus massiven Naturmaterialien gebauter, sehr geräumiger „Bungalow“ mit einer breiten Terrasse und herrlichem Ausblick, bislang die beste Unterkunft die ich hatte, viel schöner und angenehmer als der Betonbau im Nationalpark; nur halt leider zu laut zum Entspannen – aber mit Ohrstöpseln kann ich zumindest Briefe schreiben 🙂

2. Hier habe ich beim Frühstück zum ersten Mal überhaupt ein paar thailändische Touristen, junge Paare aus der Stadt, getroffen!

3. Die Affen!!!

Sehr ihr sie? Ob die wohl auch Miete zahlen?!?

4. Der Naßhornvogel