Bali – eine Zwischenbilanz

Bali ist wunderschön! Beeindruckende Vegetation in sattestem grün, hohe Berge, Mangrovenwälder und Strände – aber auch nicht schöner als andere Inseln in Südostasien.

Dabei ist Bali nicht gerade dünn besiedelt, sondern ist nach Java die indonesische Insel mit der höchsten Bevölkerungsdichte.

Es gibt auch sehr viel Tourismus auf Bali – 6,3 Millionen nicht-indonesische Touristen in 2019! Daher war ich froh, dass sich meine Hoffnung erfüllt hatte, zumindest im abgelegenen Nordwesten eine ruhige und nicht ausschließlich auf den Tourismus ausgerichtete Gegend vorzufinden.

(Ich schreibe das im Auto auf dem Weg nach Denpasar – dort wird es voller!)

Dennoch gibt es selbst dort natürlich entlang der Küste ein Resort neben dem anderen – aber meines war, wie auch die anderen, sehr leer. Richtig voll wird es hier nur an zwei Monaten im Jahr, Juli und August!

Der Tourismus zielt auf internationale Gäste, die von weit her anreisen und es dann, so vermutet man wohl, nicht zu anders als zu Hause haben wollen, und auch nicht auf den gewohnten Komfort und Urlaubsluxus verzichten wollen – das macht den Aufenthalt hier ein wenig beliebig und austauschbar, man könnte ebenso gut im Robinson Club am Mittelmeer einchecken, und würde von seinem Zimmer wahrscheinlich keinen großen Unterschied feststellen. Und die Kosten für Essen und Unterkunft sind deshalb natürlich ebenfalls auf europäischem Niveau – während man draußen am Warung (einfaches Restaurant) weiterhin weniger als einen Euro für ein einfaches Reisgericht oder 75 Cent für einen Haarschnitt zahlt…

Das schönste an Bali ist die uralte, hinduistische Kultur, die sich über Jahrtausende nicht hat vom Islam, der muslimischen, indonesischen Mehrheit und auch nicht vom von den Kolonialmächten (zuerst katholische Portugiesen, dann protestantische Holländer) forciertem Christentum verdrängen lassen – auch weil die Küsten nur schwer zugänglich sind, wie schon die Holländer merkten, die viermal in blutigen Kämpfen daran scheiterten, hier einen Stützpunkt zu errichten (und sich jedes Mal in Europa neu gruppieren mussten!), und erst im fünften Jahr erfolgreich waren!

In Thailand hat ja jedes Gebäude ein „Geisterhäuschen“ – hier hat jedes Wohnhaus einen eigenen, vollständigen Tempel, der das Zentrum des Anwesens bildet und der als erstes gebaut wird! Jeden Morgen wird erstmal Kaffee gekocht und den Göttern mit Bananen und anderer Nahrung dargebracht – erst danach macht man sein eigenes Frühstück!

Das einzige Foto, was ich im Wohnhaus des Hotel-Angestellten Ardi gemacht habe!
KEIN Tempel – sondern ein Laden für Tempelbedarf!

Die balinesisches Hindus leben im ständigen Austausch mit ihren Göttern und bringen ihnen Opfergaben, sowohl an den Tempeln und Schreinen…

…als auch einfach wo sie sich gerade aufhalten, weil auch oder gerade in der Erde die Götter leben, und die sollen einem wohlgesonnen bleiben!

Hier gibt es Segen mit Wasser, ganz ähnlich wie bei den Katholiken!
Beginn einer hinduistischen Prozession, aus dem Auto fotografiert

Sollte man also nach Bali reisen? Ja, wenn man nicht nur ausspannen will, sondern auch eine einzigartige Kultur kennenlernen möchte!

Für einen reinen Strand- oder Tauchurlaub würde ich die weite Anreise aber nicht empfehlen – da gibt es noch schönere (Thailand) oder näher gelegene (Ägypten, Malediven…) Destinationen…