Meine Lieben,
am zweiten oder dritten Tag hier auf der Insel habe ich meiner Frau eine Voicemail geschickt:
„Mach‘ dir keine Sorgen um mich, ich bin hier in einer Männerpension gelandet! Ohne Thai-Frauen!“ 🙂
Ich selber bin ja auf diese Insel, am gefühlten Ende der Welt, gekommen, weil ich einfach mal ein paar Tage komplett raus aus allem sein und einfach nur faul am Strand rumhängen wollte (NACH dem täglichen Kurprogramm, natürlich. 😉 )
Diese Idee hatten auch andere hier.
Tatsächlich traf ich hier bei meiner Ankunft auf eine Gruppe von zehn alleinreisenden Männern (und auch einige alleinreisende Frauen, die aber mehr für sich blieben), die genau das tun, einige ebenfalls mit Familie in Europa, andere dauerhaft. Viele aus dieser Gruppe sind nicht wie ich zum ersten und einzigen Mal hier, sondern die meisten kommen jedes Jahr, und das seit vielen Jahren, immer in das gleiche Ressort.
Das war für mich erstmal eine positive Erfahrung, weil ich hier gar nicht erst allein war, sondern mich zum Essen oder Reden einfach dazu setzen konnte, und so habe ich es auch begeistert berichtet.
Nun bin ich leider nicht der beste und schnellste in der Disziplin, einen Raum zu lesen, also die Schwingungen einer Gruppe gut zu erfassen und darauf angemessen zu reagieren – und hier habe ich es mit einer Gruppe zu tun, die über viele Jahre zu einer ganz speziellen „Community“ herangewachsen ist, mit eigenen Regeln und Ritualen und Gesprächsthemen.
Sagen wir so: Dass man sich hier nicht beliebt macht, wenn man sich einfach dazu setzt und an den Gesprächen beteiligt, noch völlig überwältigt und aufgedreht von der Erfahrung, auf diese Insel gekommen zu sein, und dann vielleicht auch noch, weil ALLE um einen rauchen, bis man selber nicht mehr widerstehen kann, fragt ob man etwas Tabak abhaben kann – das ist mir dann erst hinterher bewusst geworden. 🙂
Gerade haben mir andere Touristen in einem Café gesagt: Mein Ressort sei ja sehr schön, aber was da nerfe, seien diese komischen Langzeitgäste, die auf einen herab schauen…
Und tatsächlich hatte auch schon damals vor 11 Jahren, als wir mit den Kindern in Ranong waren und überlegten, ob wir auf meine heutige, wenig entwickelte Insel Ko Chang übersetzen, oder auf die bereits stärker ausgebaute Nachbarinsel Ko Phayam, der Herbergsvater gesagt:
Fahrt lieber nach Ko Phayam, da habt ihr eine bessere Infrastruktur für die Kinder, und auf Ko Chang werdet ihr eh nur ständig von der Seite angeranzt, weil ihr euch irgendwo hingesetzt habt, wo angeblich schon seit 20 Jahren jemand anderes sitzt…
Nicht alle von den Langzeitgästen sind unfreundlich und unsympatisch, bei einigen freue ich mich auch, sie kennengelernt zu haben – aber dennoch nehme ich es inzwischen so wahr, dass es hier zwei Gruppen gibt: Die Dauergäste, voll mit Insider-Wissen und gemeinsamen Erfahrungen, die mit Erstbesuchern nicht immer viel zu tun haben (wollen) – und die Kurzzeitgäste, die manchmal stöhnen, dass ihnen jemand von der „Ressort-Community“ auf die Nerven geht… 🙂
Von letzteren gibt es zahlenmäßig jetzt (an den ersten Tagen im neuen Jahr war das anders!) zum Glück ebenso viele, so dass ich aus der Männerpension wieder ausgezogen bin, und eigentlich nur noch mit meiner eigenen Community, ich nenne sie mal die „begeisterten Erst- und Kurzbesucher“, rumhänge. Besser so.