Verkehrschaos hoch drei

Meine Lieben,

ich hatte im Vorfeld spekuliert, dass ich es in Jakarta als Fußgänger schwer haben würde – schließlich gibt keine U-Bahn, nur wenige S-Bahn-Stationen und einzelne Busspuren, aber 11 Millionen Menschen auf der Straße.

Die Realität war schlimmer. Viel schlimmer.

Ihr könnt euch meinen ganzen Text sparen, indem ihr einfach dieses Video hier anschaut, das sagt mehr als 1.000 Worte.

Für mein Tagebuch nun aber auch nochmal ausformuliert:

Fangen wir wieder mit der Fußgängerfreundlichkeit an – ich möchte ja jeden Tag 10 km laufen – und ich stelle fest: Diese Stadt ist nicht fußgängerunfreundlich, sie ist eigentlich für Fußgänger völlig unpassierbar!

Heute bin ich von meinem Hotel bis zum Monumen Nasional gelaufen – und war in den ca. zwei Stunden für 6,6 km nicht nur wieder der einzige „Weiße“ auf der Straße, sondern auch der einzige Fußgänger!

Wie haben wir das eigentlich früher ohne Smartphones gemacht?

Kein Wunder, sind doch Fußgänger in dieser Stadt einfach nicht vorgesehen – und werden vom motorisierten Verkehr auch wirklich radikal ignoriert! Alles, was einen Motor hat, hat Vorfahrt, rast über Bürgersteige und Zebrastreifen, und macht auch keinerlei Anstalten zu bremsen oder auszuweichen! Sehr anstrengend!

Über mehrere Kilometer gibt es KEINE Möglichkeit, eine solche Straße zu überqueren! Hier stehe ich jetzt auf der einzigen Überführung weit und breit – und die gibt es nur, weil darunter eine Bushaltestelle liegt!

Auch die wenigen hundert Meter vom Nationaldenkmal bis zur Moschee konnte ich nicht laufen, es waren einfach zu viele Straßen dazwischen, ich bin nicht rübergekommen!

Mich hat dann ein Tuktuk-Faher überzeugt, doch wirklich besser bei ihm einzusteigen, wenn ich dort hin will, das koste doch nur one dollar!

Ab und zu gibt es mal Zebrastreifen, aber das ist dem Straßenverkehr völlig egal
Einheimische machen ein „Stop! Bitte anhalten und mich durchlassen“-Zeichen und laufen dann einfach los, ohne nach links oder rechts zu schauen, und ich mache das hier auch so – was bleibt mir auch anderes übrig…
Zum Glück gibt es ab und zu einen Fahrradweg (aber natürlich keine Fahrräder) – da kann man dann mal ein paar Meter sicher und flott laufen!
Mist, zugeparkt! 😉

Aber nicht nur mir als Fußgänger geht es hier schlecht – der motorisierte Verkehr hat es ebenfalls nicht leicht: Es ist, wie man auf allen Bildern und Videos leicht erkennen kann, mit einem Auto gar nicht möglich, auf eine Straße einzubiegen, oder gar links abzubiegen – dafür ist viel zu viel los!

Deshalb stehen vor jedem Hotel oder Geschäftsgebäude extra angestellte Personen, die sich mit einem „Stop“-Schild in der Hand mutig an den Straßenrand stellen und die linke Spur blockieren, und damit zumindest sicherstellen, dass Fahrzeuge überhaupt vom Gelände kommen.

Der nette Straßenbeauftragte meines Hotels

Aber damit nicht genug – im öffentlichen Straßenland finden sich an allen größeren Kreuzungen junge Männer, die offenbar nichts mehr zu verlieren haben, und die bei uns wahrscheinlich eher aus Verzweiflung Drogen im Park verkaufen würden, und werfen sich mit ganzem Körpereinsatz in den fließenden Verkehr, damit andere Fahrzeuge überhaupt einfahren oder abbiegen können! Dafür bekommen sie dann von den Autofahrern einen kleinen Betrag zugesteckt – hier ein Video!

Immerhin: Es gibt ein gar nicht so kleines und recht gut funktionierendes Bahnetz, welches zumindest das Umland und die anderen Städte Javas mit der Hauptstadt verbindet.