Wandern im Khao Sok Nationalpark – Tag 2

Für den zweiten Tag im Nationalpark habe ich mir vorgenommen, den nicht ausgebauten und eigentlich begleitungspflichtigen Pfad bis zum Sip-et-Chan-Wasserfall zu laufen.

Drei Kilometer entlang eines Flüsschens, auf einem markierten und kartografierten Trampelpfad – was soll schon schief gehen?

Tatsächlich habe ich meiner Familie versprochen, dass ich nichts Gefährliches mache, und diese Wanderung finde ich vertretbar: Man kann sich nicht schlimm verirren, solange man das Flüsschen plätschern hört, und ich habe am Nationalpark-Eingang eingecheckt – wenn ich bis 16.30 Uhr nicht wieder raus bin, kommen sie mich (hoffentlich!) suchen, und da der Weg nur 3 km lang ist, sollten Sie mich idealerweise bis zum Einbruch der Dunkelheit um 18 Uhr gefunden haben!

Ohne dieses kleinen Sicherheiten hätte ich die Wanderung jedoch nicht machen dürfen, und auch nicht gemacht – denn sie ist wirklich nicht ohne, für mich vielleicht bisher die schwierigste Tour meines Lebens!

Sie ist NICHT für Kinder geeignet, und man muss für die drei Kilometer hin und zurück mindestens zwei Stunden einplanen, besser drei!

Der Weg ist größtenteils erkennbar (und ganz selten auch ausgeschildert), aber eben nicht vollständig, so dass man sich immer wieder orientieren und für einen Pfad entscheiden muss. Spätestens im letzten Viertel der Stecke, wo man mehrfach das Flüsschen durchwaten muss, verliert man den Pfad als Ortsunkundiger schnell aus den Augen.

Er geht über Stock und Stein, bergauf und bergab, verläuft am Ufer und am Hang, durch Bambuswälder und über Bachläufe…

…man rutscht im Schlamm aus, es krallen sich immer wieder bedornte Schlingpflanzen an einem fest, und man muss aufpassen, dass man nicht in den Fluss fällt (ist mir aber nur einmal passiert)…

… und das ganze bei über 30° Temperatur im Schatten und subtropischer Luftfeuchtigkeit.

Am Ende habe ich den besagten Sip-et-Chan-Wasserfall noch nicht mal gefunden, glaube ich – oder er ist in der Trockenzeit einfach sehr viel kleiner als auf den Fotos im Internet… 🙂 Nein, ich denke mein Ziel- umd Wendepunkt war nur ein No-Name-Wasserfall.

Nach 1,5 Stunden hatte ich aber einfach genug, und konnte auch den weiteren Verlauf des Pfades nicht erkennen, so dass ich umkehrte.

Meine gesamte Kleidung war klitschnass geschwitzt und dreckig – viel dreckiger, als man auf dem Foto erkennen kann!

Bei meiner Rückkehr ins Nationalpark-Zentrum traf ich zwei junge Schwestern aus England, die am Vortag schon mit mir auf dem See und in der Höhle gewesen waren – und sie sagten nur: „You look like you’ve REALLY been hiking!“ 🙂

Ich treffe hier mehr MÄNNLICHE Reisende als weibliche, aber die Männer sagen nie: „Mach mal ein Foto!“ 🙂